BERLIN. Die katholischen Bischöfe haben entschieden den Rheinischen Merkur (RM) fallenzulassen. Die 1946 gegründete Wochenzeitung ist ohne Subventionen der Bistümer wirtschaftlich nicht lebensfähig und wird daher in ihrer jetzigen Form eingestellt. Der RM erscheint künftig als Beilage bei der Hamburger Wochenzeitung Die Zeit. Von den 32 Seiten der letzten Ausgabe bleiben nur sechs übrig.
Der katholische Publizist Wolfgang Ockenfels, Kolumnist des Rheinischen Merkurs, bedauert den Verlust des Traditionsblattes. Gegenüber der JUNGEN FREIHEIT spart er nicht an Vorwürfen gegen die Verantwortlichen.
Wie beurteilen Sie die Entscheidung der Bischöfe zur Einstellung des RM?
Ockenfels: Diese Entscheidung habe ich schon lange erwartet. Vor zehn, zwanzig Jahren sprach man schon davon. Bei der katholischen Kirche dauert es immer etwas länger, bis die Reißleine gezogen wird. Trotzdem bin ich etwas traurig. Der Rheinische Merkur hatte eine großartige Tradition. Denken Sie an Paul Wilhelm Wenger, dem Redakteur, vor dem sogar Adenauer Respekt hatte.
Oder an Otto B. Roegele, der mit seiner eiskalt-schneidenden Art einen katholisch-kritischen Katholizismus verkörperte. Oder an Anton Böhm, einen der letzten Wiener Caféhausjournalisten, der sich sehr witzig über den gerade herrschenden Zeitgeist hermachte. Ich habe sie alle noch kennengelernt, als ich Anfang der Siebziger als Student dort volontierte. Das war noch eine aufregende Zeit, die sich im Blatt kämpferisch abbildete. Später ist alles immer langweiliger und farbloser geworden. Weiterlesen….
Quelle: Junge Freiheit
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