Friedberg (idea) – Die wenigsten Menschen verlassen die Kirche, weil sie sich über gesellschaftspolitische Äußerungen von Amtsträgern ärgern. Der Hauptgrund ist vielmehr, dass man nicht einer Institution angehören will, die in zentralen Glaubensfragen zerstritten ist und deshalb gegensätzliche Botschaften verbreitet.
Diese Ansicht äußerte einer der bekanntesten konservativen Lutheraner in Bayern, Pfarrer Wolfhart Schlichting (Friedberg bei Augsburg), in einem Interview mit dem Radiosender ERF. Obwohl die Bibel eindeutig von einem lebendigen Gott berichte, der immer wieder in das Weltgeschehen eingreife, betrachteten viele Theologen dies als eine überholte Vorstellung. Sie lehrten nicht mehr, dass allein der Glaube an Jesus Christus Menschen selig mache, sondern dass man auch als Muslim oder Buddhist in den Himmel kommen könne. In den Synoden sei das frühere Ringen darum, „was Gott will“, vom Bemühen um mehrheitsfähige Beschlüsse abgelöst worden. „Wenn man in Glaubensfragen keine Einigkeit will, sollte man dies klar sagen“, forderte Schlichting. Kritik übte der langjährige Sprecher des Arbeitskreises Bekennender Christen (ABC) in Bayern auch an der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes, die Mitte Juli in Stuttgart stattfand. Das Treffen habe sich mit theologischen Randthemen befasst, anstatt über Strategien zur Weitergabe des christlichen Glaubens zu beraten. Als Beispiel nannte er die Diskussion über Segenshandlungen für gleichgeschlechtliche Partner, mit der man sich an den Zeitgeist angeschlossen habe. Nach einer biblischen Position sei nicht gesucht worden. Der promovierte Theologe gehörte neun Jahre der bayerischen Landessynode sowie von 1985 bis 1991 der EKD-Synode an. In diesem Herbst hält der 70-Jährige vier Monate am Lutherischen Theologischen Seminar in Hongkong Vorlesungen über das Luthertum.
Quelle: Idea.de
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