Montag, 16. August 2010

„Die Linke glorifiziert die DDR“

Der Historiker Hubertus Knabe wirft der Linken vor, sich bis heute nicht glaubwürdig von der SED-Diktatur distanziert zu haben. Die Partei halte ungebrochen an der Ideologie des Kommunismus fest, schreibt er in seinem Buch „Die Wahrheit über Die Linke".

KSTA.DE: Herr Knabe, Sie haben Ihr Buch „Die Wahrheit über Die Linke" genannt. Eigentlich sollte man skeptisch sein, wenn jemand behauptet, die Wahrheit zu kennen.

HUBERTUS KNABE: Es gibt in Deutschland keine andere Partei, bei der Inhalt und Verpackung so auseinanderklaffen. Hinter der bunten Fassade, die von Leuten wie Gregor Gysi oder Oskar Lafontaine geprägt wird, sieht es ziemlich finster aus. Mein Buch schaut hinter die Kulissen – das soll der Titel zum Ausdruck bringen.

Wenn man ihr Buch liest, drängt sich der Eindruck auf, sie hielten die Linke für eine durch und durch verlogene Truppe. Können Sie über die Partei auch etwas Positives sagen?

KNABE: Offen gesagt, fällt mir das schwer. Dass sich eine Partei, die in der DDR 40 Jahre lang ein halbes Volk geknechtet hat, so unbeschadet in die Gegenwart hinüberretten konnte, ist schwer erträglich. Auch wenn sie heute die eine oder andere vernünftige Forderung vertreten sollte.

KSTA.DE:Sie werfen der Linken vor, in vielerlei Hinsicht politisch mit der Kommunistischen Partei der Weimarer Zeit übereinzustimmen. Die KPD wollte explizit die Demokratie überwinden, was die Linke ja nicht will. Ihr geht es um die Überwindung des Kapitalismus.

KNABE: Beides ist nicht voneinander zu trennen. Wer die Freiheit des Wirtschaftens außer Kraft setzen will, muss auch die politische Freiheit außer Kraft setzen und damit die Demokratie. Genau das zeigt ja die Geschichte des Kommunismus. Man wollte immer „nur“ den Kapitalismus abschaffen und statt des Parlamentarismus die „wahre" Demokratie errichten. Das Ergebnis war eine schreckliche Diktatur, die Millionen Menschen ins Unglück gestürzt hat. Die Kontinuität zwischen der Linken und der KPD habe ich mir im Übrigen nicht ausgedacht. Die Linke residiert bis heute in der ehemaligen KPD-Zentrale und nennt ihr Domizil Karl-Liebknecht-Haus. Die ihr nahestehende Stiftung ist nach Rosa Luxemburg benannt. Und an den Gräbern der beiden KPD-Gründer legt die Parteispitze jedes Jahr feierlich Kränze nieder. Die Linke selbst stellt sich in die Tradition der KPD, statt sich von dieser klar zu distanzieren.

Sehr lesenswertes Interview. Zu diesem Knaben(kleiner Scherz) gibt es auch einiges zu sagen.

Des weiteren gilt er als Anhänger eines „totalitaristischen Diktaturbegriffs“ und stellt in Fragen der Aufarbeitung der SED-Diktatur häufig selbige in Bezug auf die Zeit des Nationalsozialismus' vergleichend gegenüber. So kritisiert er die Ungleichbehandlung von Opfern beider deutscher Diktaturen z.B. in Hinblick auf die Opferpensionen. Er beanstandet, „dass die DDR-Diktatur zunehmend aus der Perspektive der Mitläufer oder gar der Täter bewertet“ und die Sicht der Opfer vergessen werde. Aus diesem Grund veröffentlichte er mit Gefangen in Hohenschönhausen und Die vergessenen Opfer der Mauer zwei Werke, die bewusst auf Methoden der Oral History zurückgreifen und die Sichtweise inhaftierter Zeitzeugen darstellen. Im Zusammenhang mit stasibelasteten Verantwortlichen im Sport forderte er, dass man sich „die Perspektive der Opfer zu eigen machen und [sich] von belasteten Kadern trennen“ müsse.

Quelle: Kölner Stadt Anzeiger , Wikipedia

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