Samstag, 14. August 2010

Rudimente

In einem interessanten Artikel in der FAZ steht:

Lange Zeit hielt man die Zilien für funktionslose Überreste unserer evolutionären Entwicklung. Doch mittlerweile weiß man, dass ohne sie unsere Körperzellen taub und blind wären: Wie die Organellen als Krankheitsursache entdeckt wurden.

Die meisten Zilien - primäre Zilien genannt - sind jedoch nicht beweglich, sondern mehr oder weniger starr. Und diese vergleichsweise langweiligen Organellen, denen man auf den ersten Blick keine Funktion zuweisen konnte, hat die Wissenschaft jahrzehntelang ignoriert. Man hielt sie für Relikte der Evolution. Was sich als Fehleinschätzung entpuppte. In den vergangenen Jahren haben einige Forschergruppen entdeckt, dass die unscheinbaren, aber im Tierreich weit verbreiteten Ausstülpungen der Zellen essentiell für die Entwicklung des Embryos und für viele Funktionen des Organismus sind. Embryonen mit genetischen Defekten, die zum völligen Verlust der Zilien führen, sind nicht überlebensfähig. Mutationen, die Zilien deformieren, führen zu einer Vielzahl schwerer seltener Erkrankungen, etwa dem Meckel-Syndrom, dem Joubert-Syndrom und dem Bardet-Biedl-Syndrom. Aber auch die vergleichsweise häufigen polyzystische Nierenerkrankungen gehen auf defekte Zilien zurück. "Mehr als dreißig Krankheitsbilder, Ziliopathien genannt, führt man derzeit auf fehlerhafte Zilien zurück", sagt Heiko Lickert vom Helmholtz Zentrum in München. Aus seinem Labor kam nun die Nachricht, dass nicht nur die Bildung sondern auch der Abbau von primären Zilien lebenswichtig ist ("Developmental Cell", Bd. 19, S. 66).

Es ist also so dass der blinde Glaube an Atavismen dazu führt dass man wichtige Fakten übersehen kann. Das kann gefährlich für die Menschen sein und einigen unnötig das Leben kosten.

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